herbst 2010

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

haben Sie schon Ihr Haus oder Ihre Wohnung im Google Street View-Programm unkenntlich machen lassen (www.google.de/streetview, Einspruchsfrist ein Monat ab 16. August 2010)? Die Diskussion darüber, ob weltweit einsehbar ins Netz gestellte Bilder von Straßenzügen, Häusern, Passanten und Fahrzeugen Persönlichkeitsrechte verletzen oder ob der neue Kartendienst eine begrüßenswerte Quelle für mehr Information und Kommunikation darstellt, füllt das mediale Sommerferienloch. Wie auch immer man sich zu dem Problem stellt, klar ist, dass Bilder, wissenschaftlich gesehen, Realität reproduzieren und erzeugen. Was durch Bilder zu sehen gegeben wird bzw. gegeben werden darf und was unsichtbar bleiben soll, ist abhängig von sich historisch verändernden Größen, von technischen und kulturellen Gegebenheiten, von Machtverhältnissen und gesellschaftspolitischen Interessen.

Für bildkritische Betrachtungen im künstlerischen Feld eignen sich die Ausstellungen, die wir Ihnen für den Herbst vorschlagen möchten, ganz hervorragend. Die Graphische Sammlung in Kassel hat ein Bestandskonvolut an italienischen Handzeichnungen bearbeitet und stellt die Ergebnisse online und im Museum Schloss Wilhelmshöhe der Öffentlichkeit vor. Weiter im Westen beschäftigt sich die kanadische Kulturwissenschaftlerin, Sammlerin, Künstlerin und Kuratorin Dr. Ydessa Hendeles mit (ihrer) Marburger Geschichte. Neue Sichtweisen auf vermeintlich gute Bekannte lassen die umfangreichen Schauen zu Gustave Courbet in Frankfurt und den ExpressionistInnen in Wiesbaden erwarten. Ohne Wartezeit, gleich jetzt und hier, können Sie unserem Stipendiaten Peter Müller über die Schulter sehen.

Zudem möchten wir Sie auf eine weitere laufende Frist hinweisen: Die Hessische Kulturstiftung hat den 10. Turnus ihres -Stipendienprogrammes ausgeschrieben. Bewerbungen für die Atelier- und Reisestipendien 2011/12 werden noch bis zum 22. Oktober 2010 (Poststempel) erbeten. Die Bewerbungsbe-dingungen und -unterlagen können online auf der Webseite der Hessischen Kulturstiftung, www.hkst.de, heruntergeladen und postalisch oder telefonisch bei der Geschäftsstelle der Hessischen Kulturstiftung angefordert werden.

In die Jury, die im Dezember tagen wird, sind die folgenden fünf Experten berufen worden: die neue Leiterin des Museums der Weltkulturen in Frankfurt, Dr. Clementine Deliss, und Dr. Ulrike Groos, die seit Anfang dieses Jahres das Kunstmuseum Stuttgart führt; des Weiteren Dr. Alexander Eiling von der Kunsthalle Karlsruhe, der Frankfurter Kunstkritiker und Journalist Rudolf Schmitz sowie Dr. Bernhart Schwenk, leitender Kurator an der Pinakothek der Moderne in München.

Einen guten Start in die Saison wünscht Ihnen
Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin