Historisches Museum Frankfurt am Main:gedruckt in Germantown (heute Stadtbezirk von Philadelphia, Pennsylvania, USA) © HMF, Fotos: Horst Ziegenfusz
Vorsatzpapier, 1743 ©
Historisches Museum Frankfurt am Main: gedruckt in Germantown (heute Stadtbezirk von Philadelphia, Pennsylvania, USA) © HMF, Fotos: Horst Ziegenfusz
Bibel nach der Übersetzung von Martin Luther, 1743 ©



oratorium

Mit der europäischen Expansion auf andere Kontinente setzten seit dem 15. Jahrhundert auch massive Migrationsbewegungen deutscher Auswanderer ein: Vor allem die Kolonien in der Neuen Welt waren das Ziel vieler Deutscher, die – Angehörige religiöser Minderheiten die einen, in wirtschaftlicher Not die anderen – größere politische und soziale Freiräume suchten. Ein solches Siedlungsbeispiel ist Germantown, heute ein Stadtteil von Philadelphia / Pennsylvania, das um 1680 von dem prominenten englischen Quäker William Penn zusammen mit deutschen Quäker- und Mennonitenfamilien gegründet wurde.

Nun sind aus der damaligen Medienlandschaft in der deutschsprachigen Kolonie sehr seltene Exemplare von Druckerzeugnissen auf dem Markt gekommen, die eine kaum bekannte Beziehung zu Frankfurt am Main haben: Es handelt sich um Originalproduktionen des in Heidelberg geborenen Pietisten Christoph Sauer (1695 – 1757), der 1724 nach Germantown kam und dort für die Auswanderergemeinde mehrheitlich reformierten Glaubens die Wochenzeitung Germantowner Nachrichten, Kalender und Bücher druckte. 1743 erschien die erste in den USA gedruckte deutsche Bibel in seiner Werkstatt. Die technische Ausstattung für die Druckerei beschaffte sich Sauer in Deutschland: Die Fraktur-Drucklettern stellte ihm Heinrich Ehrenfried Luther (1700 – 1770) zur Verfügung, der damalige Inhaber der berühmten Frankfurter Druckerei und Schriftgießerei Egenolff. Über diesen Kontakt zum Mutterland kamen Belegexemplare aus der Sauer´schen Produktion auch nach Deutschland, Luther selbst verteilte sie gerne an einflussreiche Stellen, so unter anderem an die Göttinger Universitätsbibliothek.

Aus dem Besitz der Nachfahren der Familie Luther konnte jetzt eine Erstausgabe der 1200 Seiten starken Bibel, eine Reihe von weiteren Druckschriften zu theologischen Themen und Fragen der Auswanderung nach Amerika sowie ein Satz der selten überlieferten Drucklettern in Fraktur für das Historische Museum Frankfurt angekauft werden. Neben der Hessischen Kulturstiftung förderten die Kulturstiftung der Länder und die Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main die Neuerwerbung, die Zusammenhänge zwischen Stadt- und Wirtschaftsgeschichte und den historischen Auswanderungsbewegungen erschließt. In der neuen Dauerstellung des Historischen Museums werden Sie ab 2017 einige Stücke aus diesem Konvolut betrachten können.

  • Nachlass Heinrich Ehrenfried
  • Luther (1700 – 1770)
  • Historisches Museum Frankfurt
  • Fahrtor 2, 60311 Frankfurt am Main
  • Telefon 069 / 21 23 55 99
  • Öffnungszeiten Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr
  • www.historisches-museum-frankfurt.de