herbst 2013

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, von Zeit zu Zeit ist es angebracht, das eigene Tun zu überdenken, ein wenig Distanz einzulegen zu den alltäglichen Abläufen und Routinen. Um Veränderungen wahrzunehmen, weiterzuentwickeln und um gegebenenfalls den Kurs zu korrigieren. Den Raum dafür suchen wir meist im Urlaub, vielleicht im Wellness-Hotel oder bei Exerzitientagen in klösterlicher Abgeschiedenheit, vor allem aber versprechen wir uns Auszeit und frischen Input vom Reisen. In mehrerlei Hinsicht nimmt die Hessische Kulturstiftung darauf Bezug: Seit nunmehr 20 Jahren unterhält die Stiftung ein Stipendienprogramm, das hessischen Künstlerinnen und Künstlern Auslandsaufenthalte ermöglicht. Dieses Datum bietet uns den Anlass zu einer Reflexion über die viel weiter zurückreichende Institution des Künstlerreisestipendiums, über die gesellschaftspolitischenKontexte des Reisens und die besondere Rolle des reisenden Künstlers als identitätsstiftendes Konstrukt innerhalb der europäischen Kulturgeschichte. Dass Künstlerinnen und Künstler heute, wollen sie im internationalen Kunstbetrieb erfolgreich sein, zu vielfliegenden Geschäftsreisenden werden (müssen), ist wohl unstrittig. Die Veränderungen im Zusammenhang mit Globalisierung verändern sowohl die Bedingungen, Ziele und Motive des Reisens, des Künstlers als auch die künstlerischen Praktiken. Sie wirken natürlich auch auf die institutionelle Künstlerförderung. Für die Ausstellung Echo Release, zu der die Hessische Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden zwei angehende Kuratorinnen sowie einige ehemalige und aktuelle Stipendiaten eingeladen hat, wünschen wir uns Resonanzen und Impulse aus allen möglichen Richtungen. Wie gewohnt informieren wir Sie in dieser Ausgabe unseres Newsletters auch über weitere aktuelle Förderprojekte: Diesmal sind das die Retrospektive zu Franz West im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, die Ausstellung des Stadtarchivs Gießen über hessische Migranten im frühen 19. Jahrhundert sowie die bibliophile Arbeit des Künstlers Hannes Möller für das Kloster Eberbach im Rheingau. Auf der Seite der KünstlerInnen stellt Michaela Meise ihr Stipendiumsprojekt vor. Mit besten Grüßen Ihre Claudia Scholtz Geschäftsführerin