Julia Charlotte Richter, Zombies (Arbeitstitel), Videostills, 2017/18; Bildrechte bei der Künstlerin und VG Bild-Kunst, Bonn, 2018
Zombies (Arbeitstitel), Videostills, 2017/18 ©



Julia Charlotte Richter

born 1982

travel scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2017/2018:
Kalifornien, Nevada

Die Videoinstallationen von Julia Charlotte Richter thematisieren oftmals Stimmungen und Bewusstwerdungsprozesse Heranwachsender. Metaphorisch aufgeladene Kulissen kreieren eine rätselhafte Bildsprache, die als Vorahnung auf die sich verändernde Wirklichkeit verstanden werden kann. In Kalifornien und Nevada drehte die Künstlerin zwei neue Videoarbeiten, in denen sie historische Filmszenen in aktuelle gesellschaftspolitische Kontexte übersetzte.  

Vorlage für die Videoinstallation Point Blank ist eine Szene aus dem Film Misfits – Nicht gesellschaftsfähig (1961, Regie John Huston). Darin konfrontiert die Protagonistin Roslyn, gespielt von Marilyn Monroe, in einem Wutausbruch ihre drei männlichen Reisebegleiter mit deren Ängsten und Illusionen. In Richters Bearbeitung der Szene und Übersetzung in die Gegenwart ist ein 17-jähriges Mädchen in einer Wüstenlandschaft zu sehen, das Anklage erhebt. Gegen wen sie sich richtet, ob gegen ein persönliches Umfeld oder eine ungewisse soziale und politische Zukunft, bleibt offen.

In der Videoarbeit Zombies (AT) ahmen Kinder die Gestik und Mimik Untoter nach. Richter setzt sich mit der populärkulturellen Bedeutung von Zombiefiguren auseinander, die metaphorisch für einen kritiklosen Gehorsam und die Angst um die eigene Sicherheit in einer verrohten Gesellschaft stehen. 

Richter studierte bis 2010 bei Prof. Bjørn Melhus an der Kunsthochschule Kassel und als Meisterschülerin bei Prof. Corinna Schnitt an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. 2017 waren ihre Videoinstallationen in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem auf der B3 Biennale des bewegten Bildes in Frankfurt am Main. 

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