© Roberto Cuoghi, documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Foto: Andrea Rossetti
Roberto Cuoghi: Roberto Cuoghi, SS(XCVP)s, Keramik, Eisen, Wollpullover, Filz, 260×280×60 cm, 2019, Fridericianum, Kassel, Privatsammlung ©

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Roberto Cuoghi – die Ausstellung unter dem Namen des 1973 in Mailand geborenen Künstlers im Kassler Fridericianum durchbricht die gewohnte Realitätssicht und involviert die Betrachtenden intellektuell wie sinnlich in das Werk. Vertrautes wird verfremdet, um neue, hybride Formen zu schaffen. Sie sind Ausdruck einer komplexen Welt- und Selbstbefragung. Seine Praxis untergräbt Konventionen und Zuschreibungen, reflektiert gegenwärtige wie auch wiederkehrende Zustände der Menschheit. Seine Arbeiten eröffnen Perspektiven auf existenzielle Themen wie Identität und Tod, Herkunft und Autorschaft, Zeit.

Ein Eindruck: Liegende und hängende Körperfragmente, die Bestimmung des Ortes schwankt zwischen Sakralraum und Pathologie, die Betrachtung zwischen Angezogen- und Zurückgeworfensein. Die Körper sind fragmentiert, wiederum durch Verfremdung vermeintlich zusammenhanglos ergänzt. Kreuzungen aus Corpus Christi und fremder Gottheit, hier mehrköpfig, dort vielarmig. Realien in ihren typischen Manifestationen bilden hybride Konstruktionen oder verschränken sich zu Ahnungen von Körpern. Archaische Klänge vermitteln ein den Zeiten enthobenes menschliches Empfinden …

Cuoghis Kunst lässt sich kaum einer Kategorie zuordnen, seine Autorschaft tritt hinter einer derartigen Vielgestaltigkeit seiner Praxis, der Themen und Materialien zurück, dass man mehrere Autor:innen vermuten würde. In seinem Werk lassen sich Parallelen zur Romantik erkennen, etwa in dem Prinzip von Identifikation und Verfremdung; oder in der universal­poetischen Neigung zum Cross-over zwischen den Künsten, Formen, auktorialen Identitäten und Zeitaltern mit ihren Äußerungsleistungen. Die romantische Idee vom hybriden Kunstwerk, das die entferntesten Elemente als fragmentarische ‚Materialien‘ kombiniert und das Chaos der Widersprüche als Spiegelbild der Welt sichtbar macht, reicht weit über die Romantik hinaus. Diese Idee klingt in Cuoghis Werk fort, das beständige und tiefe Fragen stellt.

  • Roberto Cuoghi
  • Fridericianum
  • bis 29. Mai 2023
  • Friedrichsplatz 18, Kassel
  • Telefon +49 561 70727-20
  • www.fridericianum.org
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