Museumslandschaft Hessen Kassel
Marlies Rosa Hillmann: Sommerfest der Hochschule für bildende Künste Kassel, 1968 ©
mhk Graphische Sammlung Kassel
Hans Hillmann: Panzerkreuzer Potemkin, 1967 ©



polyphonie

Die Herbst- und Wintersaison widmet sich in diesem Jahr augenscheinlich den lehrenden Künstlern: Während in Darmstadt, wie besprochen, Tony Cragg aktuelle Arbeiten zeigt, ist im Frankfurter Museum für Moderne Kunst der niederländische Künstler und Städelprofessor Willem de Rooj mit neu konstellierten Werkgruppen zu Gast. Und auch in Kassel beschäftigt sich eine umfassende Schau in der Neuen Galerie mit international renommierten Professoren und ehemaligen Studierenden, hier aus dem Bereich des Grafikdesigns.

Die Kasseler Schule für Plakatkunst steht synonym für zwei Generationen von Grafikdesignern, die nach 1945 mit ungewöhnlichen Entwürfen Designgeschichte gemacht haben. Die Retrospektive nimmt vor allem Plakate für Kino, Theater, Museen und Kulturveranstaltungen aus der Kasseler Kunsthochschule in den Blick. Vorgestellt werden Lehrerpersönlichkeiten wie Hans Hillmann (1925 – 2014), der 30 Jahre an der HbK lehrte, und mit innovativen Gestaltungslösungen für Filmproduktionen der Nouvelle Vague zum Beispiel bekannt wurde. Oder Karl Oskar Blase, dessen Atelier mit der Gestaltung für das Kulturprogramm der Amerikahäuser in Deutschland beauftragt war und auch über Jahre verantwortlich zeichnete für das grafische Erscheinungsbild der documenten 4 bis 8.

Bis zur Zusammenlegung des Fachbereichs 1971 an der Kunsthochschule GHK arbeiteten in Kassel sogar zwei kunstgewerbliche Ausbildungsinstitute, in lebhafter Konkurrenz, mit enormem Einfluss auf die Entwicklung moderner Gebrauchskunst in der Nachkriegszeit. Die interdisziplinäre Verflechtung von so genannten angewandten und freien Künsten und deren kulturpolitische Aufgaben bestimmte die Debatten, die schließlich von Malereiprofessor und documenta-Gründer Arnold Bode (1900 – 1977) vs. Jupp Ernst (1905 – 1987), Industriedesigner und Werkbundaktivist, als ein Schwerpunktthema auf der documenta 3 international ausgetragen wurde.

Die Sonderausstellung der Graphischen Sammlung Kassel setzt ihren Fokus auf eben diese zeitgeschichtlichen und kulturhistorischen Aspekte in den sehr unterschiedlich ausgerichteten Werbegrafiken der Kasseler Kreativen, die wie Isolde Monson-Baumgart (1935 – 2011), Gunter Rambow, Nicolaus Ott und Bernard Stein oder Frieder Grindler aus der Schülergeneration, bis heute Plakatkunst gestalten.

Das Logo der Hessischen Kulturstiftung ist übrigens auch ein Entwurf des Berliner Büros Ott+Stein aus dem Jahr 1993.

  • Plakat Kunst Kassel
  • Bis 5. März 2017
  • mhk Graphische Sammlung
  • Ausstellungsort: Neue Galerie, Schöne Aussicht 1, Kassel
  • Telefon 0561 / 31 68 01 23
  • Öffnungszeiten Di-So, Feiertage 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
  • www.museum-kassel.de