30 Jahre Stipendienprogramm
der Hessischen Kulturstiftung

The Tide is High. Reisen als Herausforderung

Wie reisen Künstler:innen heute? Reisen gehört für Künstler:innen spätestens seit der Neuzeit zum festen Bestandteil der eigenen Biografie. Aber ist das immer noch so? Welche Themen haben Künstler:innen heute im Blick? Und wie gestaltet sich eine Reise vor dem Hintergrund von Pandemien, Naturkatastrophen, Nationalismen und politischen Konflikten? Diesen und weiteren aktuellen Fragen geht die Ausstellung The Tide is High im Kunsthaus Wiesbaden nach. Sie bildet den Auftakt zum 30-jährigen Jubiläum des Stipendienprogramms der Hessischen Kulturstiftung, das mit einem eigens konzipierten Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm gefeiert wird. In Kooperation mit insgesamt fünf kulturellen Institutionen in Hessen präsentiert das Programm ausgewählte künstlerische Positionen der bislang über 200 Stipendiat:innen in thematischen Gruppenausstellungen rund um das Thema Reisen. Ergänzt wird das Programm durch eine Podiumsdiskussion in der Hessischen Landesvertretung in Berlin, die sich mit der Frage einer zeitgenössischen Künstler:innenförderung auseinandersetzt. Mehr

editorial

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

hätten Sie gedacht, dass der Februar einen Ableger hervorgebracht hat, den ,Februarian‘, und damit die Beschreibung für eine Person, die allzeit the life of the party ist und maximal aufregend dazu? Man fragt sich, auf welchem Boden dieses junge Pflänzchen gewachsen ist.

Im Grunde hat der Februar seit jeher wenig Heiteres und Aufregendes; als der zweite Monat des Jahres bringt er uns in der Regel eher verhangene Tage. Manch einen treibt die Ausgelassenheit des Narrenmonds an, mit dem Winter auch die Müdigkeit zu vertreiben, andere erfreuen sich lieber still am Anblick der Frühblüher des sonnigeren Taumonds. Wahrhaft revolutionär geht der französische Revolutions­kalender ab 1792 mit dem Monat um. Nicht der zweite, sondern aufgeteilt auf den fünften und sechsten Monat des Kalenderjahres ist er. In französisiertem Latein von schönem Klang spricht die Zweiteilung ,Pluviôse et Ventôse‘ allerdings auch nur den Regenmonat und Windmonat aus.

Im vorrevolutionären Sturm und Drang verarbeitet Goethe die trübe Februarstimmung in seinem Werther-Roman. Die Hauptfigur, Werther, teilt sich entsprechend mit: Entweder sei das Wetter abscheulich, schreibt er an die geliebte Lotte, oder irgendein Mensch verderbe ihm den Tag. Dann trifft ihn die Erkenntnis, dass die Geliebte an den ihr Versprochenen verloren ist, und es folgt Werthers „Leb wohl“ – der Abschwung in die tödliche Ménage-à-trois.

Einem Februar-Blues lässt sich etwas entgegensetzen, etwa die „Freude an sich selbst“, um die auch Werther in jenen Tagen wusste. Heute gibt es dafür den Single Aware­ness Day einen Tag nach Sankt Valentin, um das Leben un­d die Liebe in ihren vielfältigen Formen auch außerhalb der romantischen Zweierbeziehung zu feiern: die Liebe zu sich selbst, zur Familie, zu Freunden.

Den Blick auf Krisen weiten, um Krisen zu lösen – dieses Thema vertieft das Frankfurter Weltkulturen Museum derzeit in einer Ausstellung mit Begleitpublikation. Eine illustre Begegnung mit dem Werther verspricht der Besuch des Lottehauses in Wetzlar, wo Romanszenen seltene und jüngst erworbene Meissener Porzellane schmücken. Erhellend ist die Lektüre des Buches von Christa Lichtenstern über Goethes Plastiktheorie, das einen gewandelten und bis in die Moderne nachwirkenden Skulpturbegriff vorstellt. Die Schau Roberto Cuoghi in Kassel konfrontiert mit dem komplexen Werk des Künstlers und ungewohnten Seherfahrungen.

Und schon mal in den Mai geblickt: Zur Feier des 30-jährigen Bestehens der Reise- und Atelierstipendien der Hessischen Kulturstiftung eröffnet der Kunstverein Assenheim am 7. Mai die Ausstellung To See a World in a Grain of Sand.

Anregende Lektüre und viele heitere Aussichten in diesem Jahr wünscht Ihnen

Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin der
Hessischen Kulturstiftung

exhibitions

07. 05. 2023 – 
04. 06. 2023
To See a World in a Grain of Sand, Ausstellung im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums des Stipendienprogramms der Hessischen Kulturstiftung, Kunstverein zu Assenheim, Hauptstraße 42, Niddatal
31. 03. 2023 – 
16. 07. 2023
Maria Loboda, Plastiglomerat, Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25, Frankfurt am Main
18. 02. 2022 – 
18. 02. 2024
Hannah Rath und andere, something new, something old, something desired, Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5, 20095 Hamburg









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    Die Hessische Kulturstiftung begrüßt die Stipendiaten des Turnus 2019/20. 
    Die Hessische Kulturstiftung hat an vierzehn Künstlerinnen und Künstler Stipendien für freie Reisevorhaben und einjährige Aufenthalte in den stiftungseigen Atelier in London, New York und Paris vergeben.

    stehend: Deniz Eroglu (Reisestipendium Georgien, Kasachstan, Usbekistan u.a.), Jan Schmidt (Reisestipendium Montevideo), Charlotte Malcolm-Smith (Atelierstipendium London), Julian Irlinger (Culver City, Kalifornien), Christin Berg (Atelierstipendium Paris), Marcello Spada (Reisestipendium Afrika, Indonesien, Niederlande u.a.), Bianca Baldi (Reisestipendium Marseille, Addis Abeba), Stefan Cantante (Atelierstipendium London), hockend: Giulietta Ockenfuß (Reisestipendium Mexiko), Zuzanna Czebatul (Reisestipendium New York), Raul Walch (Reisestipendium Namibia), Julia Haller (Atelierstipendium New York) / [Auf dem Foto fehlen: Felix Breidenbach (Atelierstipendium New York) und Elif Erkan (Atelierstipendium Paris)]