Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

was verbinden Sie mit dem Winterpunkt – und welche Stimmung? Vielleicht den Moment, an dem die Laune auf den Gefrierpunkt sinkt und der Wunsch laut wird, dass der Winter so schnell vorbei sein möge, wie das Wort ausgesprochen ist? Oder mit einer Sprechpause – Winter. Punkt! – für den intonierten basta-Moment eher eine Gestimmtheit, die das Winterlamento selbst in den Architekturen beschützender Oversized-Schals einfrieren lässt? Genug von Frost- und Frustanfälligkeit im Wintertief – „Punkt und Streusand drauf“. Fragen nach emotionalen Lagen sollen Sie nicht aufs Glatteis führen, vielmehr auf das hin, was das Wort bezeichnet: den Tiefpunkt im astronomischen Jahr, durch den besondere Stimmungen und Atmosphären erlebbar werden. Dieser ist dann gegeben, wenn die Dezembersonne bei uns ihren niedrigsten Stand erreicht und flach über dem Horizont steht, bevor sie früh untergeht. Der kürzeste lichte Tag im Jahr macht am Winterpunkt den Auftakt zu den wieder länger werdenden Tagen. Und vielleicht verbinden auch Sie mit dem Winterpunkt eine Stimmung von der Art, wie sie die Lyrikerin Marie T. Martin mit wenigen Worten – und ohne schlussbildende Interpunktion – als eine intime Atmosphäre der Übergänge erzeugt. Ihr Gedicht ist eine stille, geradezu filmische Miniatur, in der die beiläufig erfassten Momente akustisch reduziert, diffus-gedämpft und doch flüchtiger erscheinen als sonst. 

Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre, frohe Lichterfeste und Vorfreude auf die längeren Tage.

Ihre Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin der 
Hessischen Kulturstiftung

 

Der kürzeste Tag im Jahr
ist so kurz dass du einmal
die Augen öffnest und schließt:
Garagentore und dort am Boden
ein Rest der Nacht: ein schwarz
gestrickter Handschuh aus Wolle
der kürzeste Tag im Jahr hat
einen sehr wolkigen Himmel
und wenig Geräusche: das Rascheln
der Jackenärmel Motoren und
Krähengekrächz der kürzeste Tag
im Jahr legt mir den Arm um
die Hüfte: dein Atem die Schritte
am Bahnübergang für Sekunden

Marie T. Martin
(1982–2021)

dates and events

19. 12. 2025 – 
01. 03. 2026
Roméo Mivekannin. Les gens ne disent presque rien · KUNSTHALLE GIESSEN · Berliner Platz 1, Gießen
17. 10. 2025 – 
11. 01. 2026
Tekla Aslanishvili – Der Plan und die Karte: Eine Filmchronik über den Auf-und Abbau von Infrastruktur · Nassauischer Kunstverein Wiesbaden · Wilhelmstraße 15, Wiesbaden
28. 09. 2025 – 
08. 02. 2026
Hélène de Beauvoir. Mit anderen Augen sehen · Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim · Ludwig-Dörfler-Allee 9, Rüsselsheim
30. 08. 2025 – 
11. 01. 2026
Robert Grosvenor · Fridericianum · Friedrichsplatz 18, Kassel
23. 08. 2025 – 
12. 04. 2026
Ich, das Tier. Vom bösen Wolf bis Donald Duck – Tiere im Comic · GRIMMWELT Kassel · Weinbergstraße 21, Kassel
12. 10. 2024 – 
25. 01. 2026
immer dabei: DIE TASCHE · Deutsches Ledermuseum · Frankfurter Str. 86, Offenbach am Main

exhibitions

15. 11. 2025 – 
30. 11. 2025
HÉROINE zeigt Víctor del Oral, Diego Salvador Rios und Béatrice Steimer Ungeschaffenheit zur Entwerdung · HÉROINE · Kantstraße 16, Frankfurt am Main
01. 11. 2025 – 
02. 12. 2025
Giulietta Ockenfuß und andere surfaces as communicative Einrichtung… · pip · Türkenstraße 21, München
01. 11. 2025 – 
07. 12. 2025
Jonas Brinker Ever, Since · Kunsthalle Wilhelmshaven · Adalbertstraße 28, Wilhelmshaven
24. 10. 2025 – 
28. 11. 2025
Wagehe Raufi Falten · G10 Projektraum Darmstadt · Grafenstraße 10 / Ecke Rheinstraße, Darmstadt
27. 09. 2025 – 
12. 04. 2026
Özlem Günyol & Mustafa Kunt RATATATAA · Städtische Galerie Karlsruhe · Lorenzstraße 27, Karlsruhe
27. 09. 2025 – 
18. 01. 2026
Haegue Yang Leap Year · Migros Museum für Gegenwartskunst · Limmatstraße 270, Zürich
26. 09. 2025 – 
30. 11. 2025
Tatjana Stürmer, Sonja Yakovleva und andere Vordemberge-Gildewart-Stipendium 4.0 · Museum Wiesbaden · Friedrich-Ebert-Allee 2, Wiesbaden









    *Required

    I give my approval for the Hessische Kulturstiftung to send me its quarterly magazine maecenas free of charge and to process my personal data electronically. My personal data is to be used for this purpose only. In particular, no personally identifiable data will be transmitted to unauthorized third parties.


    I understand that I can revoke my consent at any time, but not retroactively. Consent can be revoked by sending an e-mail to: info@hkst.de or by writing by post to: Hessische Kulturstiftung, Luisenstraße 3 (Hinterhaus), 65185 Wiesbaden, Germany. The Privacy Policy of the Hessische Kulturstiftung applies, which also contains further information about options for authorizing the use of my data and deleting and blocking my data.

    Die Hessische Kulturstiftung begrüßt die Stipendiat:innen des Turnus 2023/24. 
    Die Hessische Kulturstiftung hat an fünfzehn Künstler:innen Stipendien für freie Reisevorhaben und einjährige Aufenthalte in den stiftungseigenen Ateliers in London, New York, Paris und Istanbul vergeben.

    V. l. n. r. und h. n. v., Reihe 1: Enad Marouf (Reisestipendium nach Ägypten, Libanon und Jordanien), Tatjana Stürmer (Reisestipendium New York), Leda Bourgogne (Residenzstipendium London), Levin Oehler (Residenzstipendium Istanbul), Johannes Büttner (Reisestipendium nach Paraguay, Honduras und Brasilien), Reihe 2: Béla Feldberg (Residenzstipendium New York), Wagehe Raufi (Residenzstipendium Paris), Tanya V. Abelson (Residenzstipendium London), Shaun Motsi (Reisestipendium nach Simbabwe), Sonja Sofia Yakovleva (Residenzstipendium Istanbul), Reihe 3: Elif Saydam (Residenzstipendium New York), Valentina Knežević (Reisestipendium Bosnien und Herzegowina, Kroatien), David Moser (Residenzstipendium Paris), Peyman Rahimi (Reisestipendium in den Iran) / {Auf dem Foto fehlt: Ben R. Clement (Reisestipendium in die Türkei, nach Malta, Sardinien und Korsika)}