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Religionskundliche Sammlung der Phillips-Universität Marburg: Jüdisches Leben in Marburg. Erinnern schafft Identität : Digitales Schabbattlicht ©



erinnert

„Kadosch, Kadosch, Kadosch – Heilig, heilig, heilig.“ Einheitlich, klar und unmissverständlich hebe es an, erinnert sich der evangelische Theologe und Religionsforscher Rudolf Otto (1869–1937) in einem Artikel von 1911 an seinen Besuch des jüdischen Viertels von Essaouria in Marokko. Es ist eines der initialen Erlebnisse, die zu seiner Schrift Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen führen. Das im Titel angelegte Spannungsverhältnis konzentriert Otto auf die Begriffe des Kreaturgefühls und des Erschauerns. Sie mündeten, so der Autor, erst später durch Rationalisierung in Religion. Ob im Sanctus, sanctus, sanctus in Sankt Peter, dem Swiat, swiat, swiat in der Kathedrale des Kreml oder dem Hagios, hagios, hagios in Jerusalem, in welcher Sprache auch immer griffen diese Worte „in die tiefsten Gründe der Seele, aufregend und rührend mit mächtigem Schauer das Geheimnis des Überweltlichen“, das dort unten schlafe.

Im Jahr 1927 begründete Rudolf Otto die Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität Marburg, die er zunächst mit einem Schwerpunkt auf dem Hinduismus ausstattete.

Den mittlerweile rund 10 000 Objekten der Sammlung ist gemein, dass sie eine religiöse, mythische oder spirituelle Dimension besitzen, die sich aus ihrer Form, ihrer Handhabe oder ihrer Herkunft ergibt. Die Sammlung wird vom Institut für Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft betreut. Sie dient der Erforschung religiöser Praxis, der wissenschaftlichen Ausbildung und der Vermittlung fremder Religionen und religiöser Bräuche und Kontexte.

Im Zuge des 800-jährigen Jubiläums der Stadt fragt die aktuelle Sonderausstellung im Marburger Rathaus nach dem Jüdischen Leben in Marburg. Erinnern schafft Identität heißt es weiter im Titel. Wie sieht jüdische Identität in Marburg heute aus und worauf baut sie auf? Eine Antwort darauf geben Porträts von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, die anhand eines persönlichen Gegenstands – das kann ein Erb- und Erinnerungsstück oder ein religiöses Objekt sein – von ihrem Leben, ihrem Glauben und ihrer Kultur erzählen. Die Ausstellung möchte auch ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus setzen und zum interkulturellen und interreligiösen Dialog einladen.

  • Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität Marburg
  • Jüdisches Leben in Marburg. Erinnern schafft Identität
  • bis 25. August 2022
  • Rathaus der Stadt Marburg, Markt 1, 35037 Marburg
  • Jeden Di. 12 Uhr Führungen durch die Ausstellung
  • Führungen durch die Dauerausstellung nach Absprache:
  • Telefon +49 6421 2822480
  • www.uni-marburg.de/de/relsamm