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Alexej von Jawlensky, Stillleben mit Samowar, 1901 ©



intrinsisch

Im dichten Laub einer Hecke flimmert das Licht in zahlreichen Grüntönen – vom Maler in breiten, kurzen Pinselstrichen und Flecken neben- und übereinandergesetzt. Grünschattierungen durchbrechen sich gegenseitig und lassen den virtuosen Strich des Künstlers sichtbar stehen. Wenige Akzente reflektieren das Licht, während die helle Grundierung der Leinwand zwischen den Farbflecken hindurchscheint und dem gemalten Grün eine stoffliche Tiefe gibt, die ein lichtes Dahinter erahnen lässt – ein Sommertag. Eine hölzerne Begrenzung verweist auf eine Gartenlaube oder einen Balkon, einen Ort zwischen innen und außen. Doch die eigentliche, malerische Konfrontation von drinnen und draußen findet an der parallel verlaufenden Tischplatte statt. Alexej von Jawlensky (1864 – 1941) löst die harte Kante in Licht und Farbe auf, die von außen nach innen in breiten, nebeneinander gesetzten Strichen in die Fläche überführt werden.

Stillleben mit Samowar von 1901 gehört zum Frühwerk des Expressionisten aus seiner Münchner Zeit und darf als bedeutendes Werk dieser Phase seiner malerischen Entwicklung gelten: weg vom Realismus der russischen Schule oder dem Münchner Lehrer Anton Ažbe hin zu gestalterischen Vorbildern wie den Malern des deutschen Impressionismus und der Münchner Secession.

„Selbstverständlich war das noch nicht meine eigene Sprache“, schreibt Jawlensky dazu in seinen Lebenserinnerungen. Wenige Jahre später, nach der Auseinandersetzung mit Vincent van Gogh, Paul Gaugin oder Paul Cézanne entwickelte er im Umkreis seiner Zeitgenossen und des Blauen Reiters eine expressive, komplementäre Farbpalette und eine flächige Malerei – die lediglich in der Handhabe des aufgesetzten Pinselstrichs und im Farbauftragan dieses frühe Stillleben erinnert.

Im Frühling ist das neueste Jawlensky-Gemälde des Museums Wiesbaden im Zuge der Ausstellung Lebensmenschen – Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin zu sehen, eine schöne und erhellende Ergänzung für eine der weltweit bedeutendsten Sammlung um eines der raren Frühwerke des Künstlers.

  • Lebensmenschen – Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin
  • 13. März 2020 bis 12. Juli 2020
  • Museum Wiesbaden
  • Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
  • Telefon +49 0611 3352250
  • Öffnungszeiten: Di, Do 10 – 20 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr,
  • Mi, Fr 10 – 17 Uhr
  • www.museum-wiesbaden.de