© Haleh Redjaian / Foto: Eberle & Eisfeld
Haleh Redjaian: Untitled (CXXV), 2017 ©



Haleh Redjaian

1971

travel scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2021/2022:
Iran, Senegal

Haleh Redjaians Ausbildung ist so vielfältig wie ihre künstlerische Praxis. Sie studierte zunächst Kunstgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt, später Zeichnung, Druckgrafik, Bildhauerei und räumliche Kunst an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten im belgischen Antwerpen. 

Mit ihrem Reisestipendium möchte Redjaian die nicht greifbaren Dimensionen der Teppichweberei im Iran und im Senegal untersuchen. Das Handweben ist für Redjaian wie eine eigenständige Sprache, da es Ästhetik, Sinnstiftung, Modernität und traditionelle Techniken miteinander verbindet. Manche Menschen begreifen das Weben als Verlängerung der Seele des Webenden – seine Energie zeige sich im Rhythmus, der gewebt wird, und in den verwendeten Farben.

Im Dezember 2021 ist sie auf ihre erste von zwei Reisen aufgebrochen, die sie in den Senegal führte. In Dakar und Umgebung hat sich Redjaian mit der Manjak-Weberei beschäftigt. Manjak-Weber*innen gehören der gleichnamigen ethnischen Gruppe an und produzieren die am meisten verwendeten Webstoffe im Senegal. Der Senegal kann auf eine mehrere Jahrhunderte zurückreichende Tradition des Webens und Färbens von Textilien zurückblicken, die so reichhaltig ist wie die Stoffe selbst. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Produktion zur Massenproduktion hin verlagert, und die traditionelle Praxis befindet sich im Niedergang.

Das Ziel des zweiten Teils ihrer Reise ist der Iran, wo sie sich auf Gesangskulturen konzentrieren will, die eng mit der Teppichweberei verknüpft sind. Den Schwerpunkt bilden hier die künstlerisch bislang wenig untersuchten kulturellen Phänomene des Naqshe Khani, des sogenannten Mustergesangs der Weber*innen. Dieses traditionelle Kunsthandwerk droht zu verschwinden.  Redjaian möchte mit ihrer künstlerischen Arbeit im Rahmen des Stipendiums an ihre früheren Forschungen anknüpfen und sie vertiefen. Zugleich möchte sie so dazu beitragen, dass sowohl das kulturelle Erbe des Iran als auch des Senegal nicht in Vergessenheit gerät.

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