© Felix Kultau, Foto: Wolfgang Günzel
Felix Kultau: Ausstellungsansicht im Kunstverein zu Assenheim ©
2020, metal, paint, digitalprint, 168x115 cm © Felix Kultau, Foto: Wolfgang Günzel
Felix Kultau, Lemon Locker & Eye Ball Locker ©



augenfällig

Was verbindet ein Motel, den Brexit und James Joyce’ „Zehndonner“ (bababadalgharaghtakam-minarronnkonnbronntonner…) aus Finnegans Wake mit dem Kunstverein zu Assenheim in der Wetterau? Die Antwort liefert der Titel des nun zur vergangenen Ausstellung des Künstlers Felix Kultau (* 1984) erschienene Katalog: occultau. Es handelt sich dabei um eine besondere Form des Neologismus: ein Kofferwort, das verschiedene Begriffe und Bedeutungen sinnhaft oder intuitiv miteinander in Berührung bringt wie Motor und Hotel, Britain und Exit oder lautmalerisch zehn verschiedensprachige Donner.

In diesem Fall sind es das Auge, oculus (lat.), das Adjektiv okkult, das im doppelten c Anklang findet, und der Name des Künstlers – Kultau –, die miteinander amalgamiert werden. Laut dem Sprachwissenschaftler Hermann Paul drängen sich bei Kofferwörtern synonyme oder anders verwandte Ausdrucksformen „nebeneinander ins Bewusstsein […], so dass keine von beiden rein zur Geltung kommt, sondern eine neue Form entsteht, in der sich Elemente der einen mit Elementen der anderen mischen“. Occultau darf als spielerischer Verweis auf Werk und Arbeitsweise des Künstlers und Städelschulabsolventen Felix Kultau verstanden werden. Er arbeitet mit dem Verborgenen, mit Leerstellen und Ambiguitäten, die dem Sehen zugänglich gemacht werden und sich der Wahrnehmung zugleich entziehen.

Unsere Wahrnehmung wird auf die Probe gestellt. Türen von Spinden (locker-Serie) und Containern (gate-Serie) hängen an der Wand und verschließen etwas, das es augenscheinlich nicht gibt. Denn hinter Tür und Tor steht eine Mauer. Dieses sinnliche Spiel mit dem Verborgenen und Uneindeutigen zieht sich als ein Motiv durch die Arbeiten Kultaus. Auf der metallenen Oberfläche der Türen werden mit ineinandergeschliffenen Farbfeldern verschiedene Zustände der epitaphhaften, mit Stickern popkulturell bespielten und verrätselten Türen freigelegt. Dabei lassen sich diese Momentaufnahmen nicht archäologisch ordnen, sondern stehen in einem verwirrenden Nebeneinander.

Der im Distanz Verlag erschienene Katalog zeigt neben der Ausstellung occultau im Kunstverein zu Assenheim weitere Stationen des Künstlers und enthält einen Essay von Hendrike Nagel und einen Text des Autors Leif Randt.

  • Kunstverein zu Assenheim
  • Publikation zur Ausstellung: occultau
  • Hauptstraße 42, 61194 Niddatal
  • ISBN: 978-3-95476-454-9
  • www.kunstverein-assenheim.com