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Museum Angewandte Kunst, Frankfurt: Hippokamp als Trinkgefäß, Silber vergoldet um 1590–1600 ©



durch feindeshand

Frankfurt im November 1938: Die Geschichte eines großen, von vielen erlittenen Unrechts beginnt am Vorabend der Reichs­pogromnacht. Die nationalsozialistische Stadtregierung drängt den hochbetagten ehemaligen Bankier Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschild (1843–1940) zum Verkauf seiner mehr als 1500 Objekte umfassenden Kunstsammlung und stellt den für Frankfurt bedeutenden jüdischen Kultur- und Wissenschaftsförderer unter ihre Willkür. Nachdem die Stadt sein Palais und – als Rettung vor Marodeuren getarnt – auch die Privatsammlung in ihre Hand gebracht hat, teilt sie die Objekte auf die Museen auf. Im Nachkrieg erfolgt im Zuge der Restituierung die weitere Dekonstruktion des einmaligen Ensembles, das seither als solches nicht mehr existiert hat.

Wie unmittelbar die jüdische Verfolgungsgeschichte mit der Institutionsgeschichte verknüpft ist, wie eng die wissenschaftliche Aufarbeitung von NS-Kunstraub und museale Vermittlungsarbeit zusammenhängen, zeigt das Frankfurter Museum Angewandte Kunst in der Ausstellung Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild. Das Museum – damals einer der Hauptprofiteure der Übereignung – zeichnet in der Schau erstmals den Lebensweg des Sammlers wie auch mit kritischem Blick auf die eigene Rolle die Sammlungsbiographie nach. Von den Expert:innen des MAK umfangreich recher­chiert, leistet das Projekt eine Rekonstruktion der Erwerbs- und Verlustumstände, die die entstandenen Leerstellen in der einstmaligen Sammlung mit abbildet.

Die Erkenntnisse aus dieser Provenienzforschung sind in einer Publikation zugänglich. Mit historischen Fotografien wird darin die Größe und Bedeutung der Sammlung auch visuell greifbar. Autor:innenbeiträge beleuchten differenziert die Hintergründe zur Sammlung, von ihrer Entstehung bis zur Restitution. Der Band ermöglicht eine nachhaltende Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Kulturgutverluste – NS-Raubkunst‘ und liefert in der Vielschichtigkeit der Dokumentation einen grundlegenden Beitrag zur internationalen Forschung ebenso wie zur Erinnerungskultur.

  • Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild
  • Museum Angewandte Kunst
  • Ausstellung und Publikation
  • bis 4. Juni 2023
  • Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main
  • www.museumangewandtekunst.de
  • Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2023
  • ISBN 978-3-7533-0418-2 (dt.) / 978-3-7533-0453-3 (engl.)