© Historisches Museum Frankfurt, Foto: Horst Ziegenfusz
Prehns Bilderparadies. Die einzigartige Sammlung eines Frankfurter Konditors der Goethezeit: Unbekannt, Fragment einer Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, 17. Jh., Bild aus der 18. Abteilung der Sammlung Prehn, Historisches Museum Frankfurt am Main ©
© HMF und Städel Museum Frankfurt, Foto und Fotomontage: Horst Ziegenfusz
Kabinett der Miniaturgemäldesammlung von Johann Valentin Prehn - Fotomontage mit dem Paradiesgärtlein ©
© Städel Museum Frankfurt, Dauerleihgabe des HMFs, Foto: Horst Ziegenfusz
Paradiesgärtlein, Oberrheinischer Meister, um 1410/1420 ©



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„Eine Uhr schlägt / darum nutzet die Zeit“, steht unter dem Fingerzeig in der 18. Abteilung des wundersamen Bilderkabinetts des Frankfurter Konditormeisters Johann Valentin Prehn (1749 – 1821). Die Empfehlung des ausgestreckten Zeigefingers für einen kleinen Zeitvertreib befindet sich in Form einer weiteren Miniatur direkt daneben – Venus und Amor. Die kleinteilige und teils humorvoll angelegte Gruppierung der Bilder fesselt die Schaulust und weckt den Entdeckergeist: Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass unser Handfragment im Vergleich zum Original nach rechts gekippt wurde. Dreht man vor dem eigenen inneren Auge die Hand in ihre ursprüngliche Position, so deutet sie in Richtung einer Miniatur Maria Magdalenas als Büßerin. Wie die Zeiger einer Uhr bewegen sich die Finger zwischen erotischen Bildern und religiösen Motiven.

Seine Zeit hat der Frankfurter Kunstliebhaber Prehn jedenfalls genutzt, um eine umfangreiche Sammlung zusammenzutragen. An die Vielfalt dieser regelrechten Wunderkammer, die neben Naturalia, ethnologischen und archäologischen Objekten 330 Gemälde und 32 Kabinettschränke mit über 800 klein- und kleinstformatigen Bildern aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert enthielt, erinnert lediglich der Auktionskatalog aus dem Jahr 1829. Die Sammlung kam unter den Hammer. Glücklicherweise blieben einige Gemälde und die Kabinette mit Miniaturen, Kopien bekannter Gemälde und Bildfragmenten für die Sammlung des Frankfurter Historischen Museums. Unter dem unten angegebenen Link sind Prehns Kabinettschränke und die verbliebenen Gemälde digital zugänglich. Ihre kunsthistorische Aufarbeitung bietet einen fundierten Einblick in Konzeption und Praxis des Sammelns in der Goethezeit, von der Zusammenstellung bis zur Beschaffung der Bilder.

Für die kommende Ausstellung kehrt zudem das kunsthistorische Sternstück der Sammlung – das Paradiesgärtlein (1410/20), seit 1929 Dauerleihgabe im Frankfurter Städel – ins Historische Museum und den Kontext der Sammlung zurück. Ein weiterer Fingerzeig, seine Zeit gut zu nutzen, ist hier also ebenfalls angebracht.

  • Prehns Bilderparadies: Die einzigartige Sammlung eines Frankfurter Konditors der Goethezeit
  • 20. Mai 2021 bis 16. Januar 2022
  • Historisches Museum Frankfurt, Saalhof 1, Frankfurt am Main
  • Telefon +49 69 21235154
  • Prehns Bilderkabinett online: www.bildersammlung-prehn.de