Farbholzschnitt, 43,5 × 31 cm
Torii Kiyoshige: Der Schauspieler Ichikawa Ebizō II (Echikawa Danjūrō II) in der Shibaraku-Szene, 1748 ©
Farbholzschnitt, 31 × 24 cm
Ando- Hiro­shige: Die Wajanoura-Küste in der Provinz Kii, 1855 ©
Fächerbild, Farbholzschnitt, 22,5 × 29 cm (Detail und Originalformat)
Utagawa Kuniyoshi: Tanz der Gespenstertiere, um 1840 ©



nachtaktiv

Die Schönen und Reichen, prominente Schauspieler, Tänzerinnen und deren nächtliche Vergnügungen sind typische Lifestyle-Themen, deren frühe Vorläufer schon im japanischen Holzschnitt zu finden sind: Die säkulare Motivik des ukiyo-e, übersetzt etwa Bilder der fließend-vergänglichen Welt, entwickelt sich in der bürgerlichen Stadtkultur der Edo-Zeit, die nach der Herrschaft der Tokugawa-Shogune von 1603 bis 1868 datiert wird. Die farbenprächtigen, perfekt komponierten Blätter wurden für ein wachsendes Publikum der Theater und Amüsierviertel Edos, dem heutigen Tokio, produziert. Sie zeigen stadtbekannte Kurtisanen- und Kriegerporträts in Straßen- und Bühneninszenierungen des zeitgenössischen Kabukitheaters, Geishas und Teehausszenen ebenso wie erotische Bildgeschichten, die zunächst in gefalteten Heften, etwa als Kalender, Werbeflyer und Buchillustrationen, dann zunehmend als Einzelblätter in hohen Auflagen gedruckt und verkauft wurden.

Eine der weltweit besten Sammlungen dieses Genres besitzt das Frankfurter Museum für Angewandte Kunst: Durch den Ankauf zweier herausragender Privatkollektionen für die asiatische Abteilung verfügt das Haus über einen lückenlosen und besonders kostbaren Bestand an japanischen Bildwerken von der Mitte des 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das 2000 von dem Maler und ehemaligen Städelprofessor Johann Georg Geyger (1921 – 2004) erworbene Konvolut ist konzentriert auf die ausgesprochen raren, frühen Meister des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts; dieser 64 Blätter umfassende Bestand konnte jetzt, ebenfalls mit Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, ergänzt werden um die Sammlung des in Frankfurt geborenen Juristen Dr. Otto Riese (1894 – 1977). Wie Geyger war auch Otto Riese ein passionierter Japan-Liebhaber und Sammler japanischer Kunst. Schon den 1920er Jahren bereiste er Indien, China und Japan, dort kaufte er seinen ersten Holzschnitt.

Riese war während der Weimarer Republik Ministerialrat im Reichsjustizministerium als Experte für internationales Recht und Völkerrecht. 1932 emigrierte er aus politischen Gründen in die Schweiz und übernahm dort eine Professur an der Juristischen Fakultät der Universität Lausanne. Nach einer kurzen Zeit am Bundesgerichtshof in Karlsruhe war Otto Riese in den fünfziger Jahren als erster deutscher Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg tätig. Ab 1963 lebte und arbeitete der angesehene Richter wieder in Lausanne.

Die rund 180 Werke der Sammlung, die Riese lebenslang weiterführte, gehören zum Besten, was für dieses Feld der Kunst überhaupt noch erreichbar ist: Vertreten sind die bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten wie Kunisada, Moronobu, Kunichika, Hokusai, Hiroshige und Hokkei, meist mit Blättern aus unterschiedlichen Werkphasen. Weniger bekannte Künstler sind mit markanten Beispielen charakterisiert. Blätter, die bekanntermaßen in hohen Auflagen erschienen oder bereits in anderen Sammlungen vorhanden waren, haben den Grandseigneur des ukiyo-e schon nicht interessiert.

Beide Sammlungsbestände wurden bereits verschiedentlich bearbeitet und publiziert; das Frankfurter Museum selbst hat sie 2009 unter dem Titel Helden der Bühne und Schönheiten der Nacht in einer Ausstellung und einem (noch lieferbaren!) Katalog präsentiert. Für dringende Fälle sei die Online-Datenbank www.ukipedia.de mit kompletter Bestandsliste, Abbildungen und weiteren Hintergrundinformationen empfohlen.

  • Sammlung Otto Riese
  • Museum für Angewandte Kunst Frankfurt
  • Schaumainkai 17
  • 60594 Frankfurt am Main
  • Telefon 069 / 212 340 37
  • Öffnungszeiten Di, Do – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr
  • www.ukipedia.de