Handzeichnung, Rötel, 42 × 56,6 cm
Hubert Robert (1733 – 1808) (zugeschrieben): Bauernhaus zwischen antiken Ruinen, 2. Hälfte 18. Jahrhundert ©



odyssee

Auch Kunstsammlungen erzählen Geschichten, hier ist eine davon: Die Rötelzeichnung Bauernhaus zwischen antiken Ruinen entstand im späteren 18. Jahrhundert. Noch nicht endgültig geklärt ist die Autorenschaft – es handelt sich entweder um Hubert Robert oder Jean-Honoré Fragonard, beide hervorragende französische Zeichner der Zeit. Aus der Pariser Sammlung des vermutlich ersten Käufers, Emmerich Joseph Duc de Dalberg, wechselte das Blatt 1812 in die Kunst- und Naturaliensammlung des Großherzogs Ludewig I. von Hessen-Darmstadt. Ganz im Sinne bürgerlicher Aufklärung und Wissensvermittlung übertrug der Herzog 1820 seine Sammlungen in öffentliches Eigentum, den Gründungsbestand des Darmstädter Landesmuseums.

Noch 1930 befand sich die Zeichnung nachweislich im Grafischen Kabinett, der damalige Kustos Karl Freund hatte sie nämlich mit anderen wichtigen Stücken in einem Faksimilekatalog ­publiziert. Nach 1933 wurde Freund als Jude aus dem Dienst entlassen, er ist später in einem KZ gestorben. Die Grafische Sammlung wurde dem Leiter der Gemäldegalerie unterstellt. Nach heutiger Kenntnis veräußerte dieser in einem einmaligen Vorgang „nicht-deutsche“, namentlich italienische und französische Zeichnungen in beträchtlichem Umfang, um im Gegenzug Glasgemälde für die Mittelalterabteilung zu erwerben.

Obwohl sich das Darmstädter Landesmuseum seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder bemüht, der nationalsozialistischen Kunstpolitik geschuldete Sammlungsverluste auszu­gleichen, konnten bisher lediglich vier Blätter wiederbeschafft werden. Wir freuen uns, dass mit der relativ großformatigen Landschaftsstudie ein zentrales Stück des ursprünglichen Bestandes seinen Weg zurück gefunden hat.

  • Hessisches Landesmuseum Darmstadt
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