© Courtesy John Cage Trust, Foto: René Block
John Cage: Museumscircle: John Cage und Losa ©



partizipativ

„Ja, was“, darf man fragen, „hat eine Taube namens Charly aus einer kriminaltechnischen Lehrsammlung mit dem Werk des Musikers, Literaten und bildenden Künstlers John Cage zu tun?“

Ohne Frage ist der in Los Angeles geborene Künstler eine eng mit dem Kunstdiskurs seiner Zeit verknüpfte Figur und federführend in der Entwicklung innovativer Techniken der zeitgenössischen Kunst:

Happenings, interdisziplinäres, multimediales, kooperatives und partizipatives Arbeiten entwickelten sich in und aus seinen musikalischen Innovationen, mit der er die Fluxus-Bewegung inspirierte und bis heute in der Musik, der bildenden Kunst und der Literatur herausfordernde und inspirierende Impulse setzt.

Nicht zuletzt hat er das aleatorische Prinzip – den Würfelwurf – und später auch den reinen Zufall, angeregt von Marcel Duchamp, Max Ernst und seinem Studium fernöstlicher Philosophien, als Gestaltungsprinzip zu einer zentralen künstlerischen Praxis entwickelt.

Chinas ältester klassischer Text, das Buch der Wandlungen – I Ging, dessen binäres Zeichensystem den steten Wandel in der Welt beschreibt und laut Carl Gustav Jung „nicht auf dem Kausalprinzip“, sondern auf einer gleichnishaft aufeinander bezogenen Wahrnehmung beruhe, diente Cage als Grundlage für Kompositionen oder computergenerierte Zufallsoperationen.

„Alles und nichts!“, lautet daher die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach der Beziehung von ausgestopfter Taube und Künstler John Cage (1912—1992).

Gegenwärtig befindet sich besagte Taube neben anderen zufällig ausgewählten Stücken aus rund 50 Frankfurter Museen in den Ausstellungsräumen im Zollamt des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt.

Exponate in John Cages Ausstellungskomposition Museumscircle, die erstmals 1991 in München inszeniert wurde, werden dort in ganz neue Kontexte eingetragen. Besucher*innen sind dazu aufgefordert, die Verbindungen der Objekte zu entdecken und als Ideen fruchtbar zu machen. Es ist erlaubt und gewünscht, beispielsweise Taube und Cage in ihrer wortwörtlichen Beziehung zu sehen und als Sinnbild eines Ausstellungskonzepts, das auch als Kritik an der Deutungshoheit von Kulturinstitutionen lesbar ist.

  • MMK Museum für Moderne Kunst/Zollamt
  • John Cage: Museumscircle
  • 11. Dezember 2021 bis 20. März 2022
  • Domstraße 3, 60311 Frankfurt am Main
  • Di, Do— So 10—18 Uhr, Mi 10—20 Uhr
  • www.mmk.art