Universitätsbibliothek Kassel
links: Übersetzung aus dem Griechischen rechts: Porträt H. J. v. d. Wense, 1936 ©
Fotocollage



apokryph

Hans Jürgen von der Wense (1894 — 1966) ist wohl immer noch ein Geheimtipp in der deutschen Literaturge­schich­te: Er hat zu seinen Lebzeiten nur knapp 50 Seiten publiziert und ist post­­hum­­ auch nach einigen Verlagsveröffentlichungen (Matthes & Seitz 1987, 1999, 2006; Zweitausendeins 2005), Lesun­gen und Features vor­­nehmlich in Wissenschaftskreisen bekannt. Sein um­fang­rei­ches und vielschichtiges Werk, das in die Literatur-, Musik-, Kunst-, Geschichts- und Regionalwissenschaft einzuordnen ist, besteht aus von ihm selbst angelegten, unzähligen Mappen und Ordnern unter anderem mit Briefwechseln und eigenen Kom­positionen, Über­­­­setzungen und Nachdichtungen von unterschiedlichsten ­außereuropäischen Texten sowie einem enzyklopädisch angelegten Archiv.

Wense wird 1894 in Ortelsburg /Ostpreußen geboren, studiert Philosophie, Nationalökonomie und Maschinenbau in Berlin, nimmt am Spartakusaufstand und an der Münchner Räterepublik teil. 1920 werden fünf Klavierstücke Hans Jürgen von der Wenses in Berlin uraufgeführt. Im selben Jahr findet er eine wohlhabende Mäzenatin, die ihn bis 1945 mit einer monatlichen Summe unterstützen und ihm somit ein von Lohnarbeiten unabhängiges Leben gewährleisten sollte.

Seit 1932 lebt Wense in Kassel, später in Göttingen. Er wandert durch die hessisch-westfälische Landschaft — und schreibt ein work in progress, ohne definiertes Ende und nur schwer publizierbar. Den Nachlass dieses zuweilen exzentrischen Intellektuellen hat jetzt die Kasseler Universitätsbibliothek in ihren Bestand aufgenommen. Wir sind gespannt auf weitere Erschließungen!